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25. November 2023

 

 

Kolpingtheater

 

Drei Jahre lang waren die weltbedeutenden Bretter der Festhalle verwaist gewesen. Verlernt hatte die Schauspieltruppe der Kolpingfamilie in dieser Zeit Nichts. Mit einer über die langen Monate aufgestauten Spielfreude legten die Akteure los und ließen das Publikum aufstöhnen ob des überholten Mutterbildes oder lauthals Lachen ob der Borniertheit von Mann, Sohn und Tochter. Schauspielern und Zuschauern hatte das Kolpingtheater gefehlt.


Selbst an ihren auf den Muttertag fallenden Hochzeitstag blieb Gerda (Manuela Schwab unter Dampf stehend) von den lästigen Pflichten des Haushaltes nicht verschont und bügelte körbeweise Wäsche. Doch statt das von Gerda erhoffte Festessen zu diesem Ehrentag in der Dorfgaststätte zu organisieren, brachte der passioniert wurmbadende Ehemann Rudi (Michael Bosler, immer die Ruhe selbst) ein halbes Dutzend Fische mit, die zum Mittagessen ausgenommen werden müssen. Ach, zum Fischessen habe er zwei befreundete Ehepaare eingeladen.

Tochter Tina (Sina Hüttlin toll auf, statt als Souffleuse unter der Bühne) war in die WG ihres neuen Freundes und Buddha-Gurus Harald (Valentin Sauter in seinem völlig tiefenentspannten Theaterdebüt) eingezogen und hatte als Einstand angeboten, deren vier Taschen voll Schmutzwäsche von ihrer Mutter waschen zu lassen.

Sohn Simon (Tim Obrist in seinem brillanten Debüt) schleppte die verschwitzten Trickots seiner Fußballkumpels an, die bis zum morgigen Entscheidungsspiel gewaschen sein mußten.

Das sei doch alles ein Klacks für die 365 Tage im Jahr Urlaub habende, Dellen ins Sofa sitzende Ehefrau, so Rüdiger. Wer Kinder in die Welt setze, müsse für diese auch sorgen, sah Simon seine Mutter in der Pflicht.  

Zu allem Überfluß bestand der faul und satt daherschmarotzende Schwager Hermann (Hermann Burkard in einer Paraderolle), darauf, daß Gerda endlich das in der Waschküche hängende Reh abziehe und dessen Braten zum Mittagessen reiche.

Das Maß war voll! Mit „Petri Heil, Waidmanns Dank, Schuß – Tor und High“ verabschiedete sich die entnervte Gerda in ihren Wellnessurlaub.

Nach fünf Tagen ohne Haushaltsführung war die Wohnung zur Müllhalde verkommen, auf der sich Pizzaschachteln türmten und sich leere Flaschen tummelten. Und als sich die Signorinas aus der „Villa Ascona“ zum Hausbesuch der beiden Brüder angesagten, war guter Rat teuer und die Motivation fürs Aufräumen nicht vorhanden. Könnte Mann nicht die sich als Putzfrau und Zimmermädchen ausgebenden Damen einspannen? Aber zunächst mußte eine sturmfreie Bude her! Dies wollte und sollte aber nicht sein.

Ausgerechnet jetzt mußte Schwiegermama  Rosalinde (Elke Path) aufkreuzen und sich sowohl über die „Amore“ verheißenden Champagner, Pralinen und Erdbeeren hermachen, als auch über das Chaos in der Wohnung. Sohn Simon hatte keinen Bock zum Shoppen. Tochter Tina brachte ihren buddhistischen Guru  Harald mit, der wegen hüllenlosen Knatsches in seiner WG seine veganen Kochkurse um Tofu-Würstchen und Grünkernbratlinge lieber auswärts anbieten wollte. Bei Rosalinde fiel dies Ansinnen auf fruchtbaren Boden und sie entführte Harald in die Küche. Tina zauberte aus dem wegen der Tiertrophäen negative Aura verströmenden Wohnzimmer einen entspannenden Ying-Yang-Tempel.

Als die Signorinas dann auftauchten, hob ein von Situationskomik getragenes Geschacher an, wer wann wohin sollte, damit er von der anderen nicht gesehen wird.

Schlußendlich entpuppten sich die Signorinas als Ehefrau Gerda und deren beste Freundin Susi (Bianca Schramm) und der Vegan-Guru als eingefleischter Fleischliebhaber. Es herrschte wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Mit nicht enden wollenden stehenden Ovationen feierte das Publikum die Schauspieltruppe für ihr Lachsalven erregendes Familiendrama.

 

 

 
Euer Kommentar an Matthias

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