Ratssitzung vom 31. Juli 2023
Harald Schäfer als Gemeinderat verabschiedet

Zahlreiche ehemalige Weggefährten aus
dem Gemeinderat hatten es sich nicht nehmen lassen, dem scheidenden
Gemeinderat und Fraktionsvorsitzenden der SPD, Harald Schäfer, die
Ehre zu geben. Bürgermeister Christian Schmid zeigte sich von
Schäfers Wunsch auszuscheiden überrascht. Er habe nicht den
Eindruck gewonnen, daß „Das Feuer nach über drei Jahrzehnten
ausgegangen sei“, zitierte er aus dem Rücktrittsgesuch. In seiner
Zeit als Gemeinderat habe Schäfer zahlreiche Weichen für eine
erfolgreiche Zukunft der Gemeinde gestellt. Schmid zählte in einer
ellenlangen Liste nur einige Meilensteine auf. Schäfer sei eine
tragende Säule des Gemeinderats gewesen und habe mit Argusaugen das
Wohl der Bürger im Blick gehabt. Für sein jahrzehntelanges Wirken
erhielt er aus den Händen des Bürgermeisters die Bürgermedaille in
Bronze.

Sein Nachfolger im Amt des
SPD-Fraktionsvorsitzenden, Daniel Haas, würdigte Schäfers
kritisches Hinterfragen, welches manche Diskussion eröffnet habe.
Jürgen Heitz, Vorsitzender des SPD-Ortsvereines, zollte Schäfers
Gewissensentscheidungen Respekt und zeichnete ihn, im Namen der
Bundes-SPD, mit der Willy-Brandt-Medaille aus. Mit stehenden
Ovationen verabschiedete sich der proppenvolle Ratssaal von Harald
Schäfer, einem Urgestein des Iffezheimer Gemeinderates. Es sei ihm
eine Ehre gewesen, Iffezheim zu dienen, verabschiedete sich Harald
Schäfer aus dem Gemeinderat.

Als sein Nachfolger tritt Gianni
Tedesco ins Gremium ein.
Es habe keine Entscheidung des
Iffezheimer Gemeinderates gegeben, die er als „Kröte“ hätte
schlucken müssen, zog Harald Schäfer ein Fazit aus seiner mehr als
drei Jahrzehnte währenden Gemeinderatsarbeit. Er sei nicht mit jeder
Entscheidung des Rates zu 100% einverstanden gewesen, berichtete er
im persönlichen Gespräch, diese seien aber immer vertretbar
gewesen. Der Rat habe in seiner Amtszeit viel auf den Weg gebracht.
Ein Grund hierfür sei, daß es im Iffezheimer Rat keinen
Fraktionszwang gebe und gute Ideen sich immer durchgesetzt hätten.
Er sei stolz darauf, daß Iffezheim
selbstständig geblieben sei und immer noch eine eigene
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung habe. „Fallt nicht auf die
'Sonderangebote' der Nachbarkommunen herein!“, gab er den jüngeren
Gemeinderäten mit auf den Weg.
Sein Beruf habe es mit sich gebracht,
seinen Blick auf zweckmäßige Lösungen zu richten, die das
finanzielle Maß des Erforderlichen nicht übersteigen. Daher habe er
die Gemeindefinanzen und vor allem die Nachforderungen bei
Baumaßnahmen immer kritisch im Blick gehabt. Schließlich sei die
Gemeinde verpflichtet, mit dem Geld ihrer Bürger sparsam umzugehen.
In seiner Zeit als Gemeinderat sei die
Rennbahn immer wieder Thema gewesen. Er zeigte sich zuversichtlich,
daß die neuen Betreiber das Schiff auf Kurs halten werden, denn sie
ständen mit beiden Beine auf dem Boden. Kritisch sah Schäfer die
Entwicklung bei Schulen und Kindergärten. Hier würden den Kommunen
immer neue Aufgaben aufgebürdet, ohne daß sie dafür die
notwendigen Mittel bekämen. Iffezheim fehlten dadurch Millionen, um
die Infrastruktur in Stand zu halten.
Jahresbericht 2022 Wasserversorgung
Seit neun Jahren sind die Stadtwerke
Baden-Baden für die technische Betriebsführung der Wasserversorgung
in Iffezheim zuständig. Roland Spitzmesser, Abteilungsleiter
„Gas-Wasser-Wärme“ legte dem Rat in der jüngsten Sitzung den
neunten Jahresbericht vor.
Zu der Verantwortung der Stadtwerke
lägen der Betrieb des Wasserwerkes und der Brunnen, sowie des
Rohrnetzes. Es überwache das Trinkwasserschutzgebiet und habe die
technischen Parameter der Anlagen in der zentralen Netzleitstelle
ständig im Blick. Diese habe im vergangenen Jahr keine
Störungsmeldung aus dem Wasserwerk erhalten. An Störungen zählten
die Stadtwerke sechs Rohrbrüche.
274 126 Kubikmeter Wasser seien
gefördert und die Rohre der Iffezheimer Wasserversorgung gepumpt
worden. 22 600 traten durch die erwähnten Rohrbrüche wieder aus und
kamen beim Verbraucher nicht an. Fast ein Viertel des ins Rohrnetz
eingeleiteten Wasser war vorher über die Verbundleitung ins
Wasserwerk Sandweier verbracht und dort per Umkehrosmose von PAF
befreit worden. Jedoch nicht nur die PAF wurden hierbei
herausgefiltert. Durch die Behandlung eines Teils des Wassers sank
durch die Zumischung der Härtegrad von 11,0 ° Deutsche Härte auf 8
°dH. Das Wasser könne als weich bezeichnet werden, so Spitzmesser.
Ebenso sei der Nitratgehalt um die Hälfte auf 4,4 Milligramm pro
Liter gesunken. Alle Werte entsprächen den gesetzlichen Vorgaben,
zog Roland Spitzmesser sein Fazit. Sechs mikrobiologische und weitere
chemische Untersuchungen hätten dies bestätigt. Insgesamt seien 84
Untersuchungen auf PAF durchgeführt worden, davon 72 in den
Vorfeldmessstellen.
Jahresrechnung 2016
Mit einem Gesamtergebnis von 443 910,78
Euro schließt der vorgelegte Jahresabschluß 2016 ab. Die Rücklagen
der Gemeinde Iffezheim betrugen zum Ende des Jahres 2016 5 271 233,
99 Euro. Die Gemeinde investierte in 2016 3,6 Millionen Euro. Den
größten Batzen machte hierbei der Erwerb des Altbestandes der
Rennbahn aus. Im Rahmen des Jahresabschlusses mußten zahlreiche
durch die Doppelerfassung von Grundstücken und dem Zugrundelegen von
falschen Bodenrichtwerten entstandene Fehler im Anlagevermögen
korrigiert werden. Das Basiskapital sank daher von 96,6 Millionen
Euro auf 68,9 Millionen Euro. Fehlerhafte oder ausgebliebene
Buchungen führten zu einem deutlichen Anstieg der Einnahmen und
Ausgaben, ohne das Gesamtergebnis zu ändern.
Der den Räten für das 2. Quartal 2023
vorgelegte Bericht über die Haushaltswirtschaft geht von einer
Verbesserung des Gesamtergebnis um 228 000 Euro aus und taxiert das
Gesamtergebnis nun auf ein Minus von 476 690 Euro. Geschuldet sei
dies einem Plus bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer von einer
halben Million Euro, so Bürgermeister Christian Schmid.
Einstimmig beauftragte der Rat die
Verwaltung mit dem Einkauf von Heizöl für die öffentlichen
Gebäude. Dafür sind rund 600 000 Euro in den Haushalt 2023
eingestellt worden.
Schwimmende PV-Anlagen auf Kühl- und Kernsee
Einstimmig und ohne Ausspreche billigte
der Iffezheimer Gemeinderat die Vorentwürfe für die Bebauungspläne
für die schwimmenden Photovoltaikanlagen auf der Hardt beiderseits
der Badener Straße (K 3760 / K 9613) im Kernsee und im Kühlsee. Zur
planungsrechtlichen Sicherung der geplanten schwimmenden PV-Anlagen
werden Sondergebiete „Förderung erneuerbarer Energie - schwimmende
PV-Anlage“ ausgewiesen. Parallel zur frühzeitigen Beteiligung der
Öffentlichkeit werden die Träger öffentlicher Belange und die
Behörden unterrichtet.
Der Gemeinderat hatte bereits in seiner
Sitzung vom 23. Januar dieses Jahres die Aufstellung der
Bebauungspläne beschlossen. Ziel der Planung soll der beschleunigte
Ausbau regenerativer Energien unter Vermeidung der Umnutzung
wertvoller landwirtschaftlicher Flächen sein.

Geplanter Standort der PV - Anlage auf dem Kühlsee
Auf dem Kühlsee soll auf dem auf
Iffezheimer Gemarkung liegenden Teil eine 3,5 Hektar große Anlage
mit einer Leistung von 6 MWp errichtet werden. Vertragspartner der
Eugen Kühl und Söhne GmbH & Co. KG sind hierbei die Stadtwerke
Baden-Baden und die Erdgas Südwest. Die Anlage soll vor allem das
Kieswerk selbst und den benachbarten Standort Iffezheim der Kronimus
AG Betonsteinwerk mit regenerativer Energie versorgen. In den
betriebsfreien Zeiten werde die Energie ins Netz eingespeist.
Mit 14 Hektar soll die Anlage auf dem
Kernsee deutlich größer werden. Für die 24,54 MWp leistende Anlage
hat sich die KBI – Kieswerk und Baustoffindustrie Kern Gmbh &
Co. KG die BayWa r.e. Solar Projects GmbH mit ins Boot geholt. Mit 14
Hektar reizt die geplante Anlage das aktuell geltende Maximum vom 15
Prozent der Seefläche für schwimmende PV-Anlagen aus. Nahezu die
komplette Leistung des Solarkraftwerkes soll ins öffentliche Netz
gehen. Lediglich zehn Prozent des Ertrages wird das Kieswerk für den
eigenen Betrieb benötigen.
Als Begründung für die Notwendigkeit
führt der Planentwurf das Ziel des baden-württembergischen
Landesregierung an, bis 2030 mindestens 38 % des konventionell
hergestellten Stroms durch Strom aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse
zu ersetzen. Bis 2050 sollen es 86 % sein. Getoppt wird diese
Forderung durch das „Oster- und Sommerpaket 2022“ , das als Ziel
formuliert, daß Deutschland bis 2030 80 Prozent seines Stroms aus
erneuerbaren Quellen bezieht. Letztlich gehe es um das Ziel der
„Klimaneutralität“ bis 2040.
PV-Anlagen stellen laut Begründung
eine nachhaltige Methode dar, klimafreundlich regenerative Energie zu
gewinnen. Als Nachteil stellt der Vorentwurf den hohen
Flächenverbrauch heraus. Daher seien in den letzten Jahren vom
Menschen geschaffene Gewässer wie Kiesseen oder geflutete Tagebauten
ins Blickfeld gerückt, um landwirtschaftliche Flächen zu schonen.
PV-Anlagen sind im Außenbereich keine
baurechtlich privilegierten Bauten, weshalb im Rahmen eines
Bebauungsplanes Planungsrecht und Investitionssicherheit geschaffen
werden müssen. Auf Grund der Lage der beiden Seen in
Wasserschutzzonen sind besondere Maßnahmen zu treffen.
Der Entwurf des Bebauungsplanes sieht
im Boden verankerte Schwimmkörper aus lebensmittelechtem
Hart-Polyethylen vor, auf denen Solarmodule in Ost-West-Ausrichtung
bis zu einer Höhe von 1,50 Metern angebracht werden dürfen. Für
Wechselrichter sind eine maximale Höhe vom 3,5 Metern und für
Wettersensoren 4,5 Meter maximal zulässig.
Durch die Verankerung im Boden werden
die gesetzlich geschützten Biotope an den Ufern nicht in
Mitleidenschaft gezogen. Wegen der Verwendung von langlebigen und
weitgehend alterungsbeständigen Bauelementen wie Aluminium, Stahl,
Silikatglas, welche nach (EG) Verordnung 1272/2008 (CLP-Verordnung)
nicht gefährlich sind, gehe von der Anlage keine Gefahr für das
Grundwasser aus. Nach Angaben des Herstellers zersetze sich das
Hart-Polyethylen nicht zu Mikroplastik.
Wegen der Nähe zur B3 und dem
Baden-Airpark soll die Erstellung eines Blendgutachtens geprüft
werden, da eine Störung des Flugbetriebes nicht ausgeschlossen
werden könne. Die Erhebung der für die
Umweltverträglichkeitsprüfung benötigten Daten sei bereits im Mai
diesen Jahres abgeschlossen worden, geht aus dem Entwurf hervor.
Parallel zum Bebaungsplanverfahren ist
eine Anpassung des Flächennutzungsplans der Verwaltungsgemeinschaft
Rastatt notwendig, um Sondergebiete für die „Förderung
erneuerbarer Energien – schwimmende PV-Anlagen“ festzusetzen.
Behindertentoilette in der Freilufthalle
Als Abschiedsgeschenk hinterließ der
scheidende Gemeinderat Harald Schäfer den in der vorherigen Sitzung
angekündigten Antrag auf den Einbau einer behindertengerechten
Toilette in die Freilufthalle.
Der Antrag sah vor, bis zum finalen
Einbau einer solchen Toilettenanlage, die Mieter der Halle bei
öffentlichen Veranstaltungen zu verpflichten, auf eigene Rechnung
eine mobile Behindertentoilette anzumieten.
Das Thema hatte auch die Verwaltung
umgetrieben. Wie Franziska Kraft, Leiterin des Bauamts, ausführte,
sei es auf Grund der Platzsituation nicht möglich,
Behindertentoiletten in die bestehenden Toiletten zu integrieren. Bei
ihren Bemühungen um eine Lösung sei die Verwaltung auf ein
günstiges Angebot für einen gebrauchten Toiletten - Container
gestoßen, so Bürgermeister Christian Schmid, dem er das Wort
redete.
Eine Abordnung der Verwaltung samt
Bauhof werde den Container in Augenschein nehmen und auf seine
Tauglichkeit prüfen. Gleichzeitig werde in einem Vororttermin
gemeinsam mit dem Hausmeister und dem Vertreter der Iffezheimer
Vereine die Möglichkeiten geprüft, diesen in die Halle zu
integrieren.
Angesichts dieser möglichen Lösung
zog die SPD – Fraktion ihren Antrag zu Gunsten der Vorstellungen
der Verwaltung zurück. Der Antrag habe zumindest ein Gutes gehabt:
„Drive“ in die Sache zu bringen, so der neue Fraktionssprecher
der SPD Daniel Haas.
Einstimmig wurde die Verwaltung mit der
Inaugenscheinnahme des Containers und Prüfung der Möglichkeit
dessen Einsatzes beauftagt.
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