Fanfarenzug Iffezheim

 

Ohne Richard Stößer junior, kein Fanfarenzug Iffezheim, könnte man die Geschichte des Fanfarenzuges in aller Kürze beschreiben. Dem umtriebigen Iffezheimer Unternehmer kam am Martinstag 1967 beim Lauschen auf Fanfarenklänge aus dem Radio die Idee, die Iffezheimer mit eben diesen neuen Tönen zu überraschen.

Ein Dutzend Mitmusikanten konnte Stößer mit seiner Idee begeistern, die sich darauf hin auf eigene Rechnung  Instrumente zulegten. Abend um Abend erklangen die Fanfaren und wurden die Trommeln geschlagen. Nach acht Wochen zeichneten sich erste Erfolge ab. So beschlossen die Musiker sich, als „Bohnemichler“  - benannt nach einem Gewann am Rhein – zum anstehenden Fasnachtsumzug anzumelden. Der Artikel „Ei-Ei-Ei, was bläst und trommelt denn da?“ in der Tagespresse machte die Renndörfler neugierig und spornte die Musikanten an. Die Feuertaufe wurde ein voller Erfolg, sodaß die Gemeindeverwaltung die aufstrebende Formation beim Kauf der gebrauchten Landsknechtuniformen des  Ooser Carnevals Verein unterstützte.

Am 28. Mai 1968 fand unter Leitung von „Graf“ Eberhard Kuhn die Gründungsversammlung mit 53 Teilnehmern statt. Aus den „Bohnemichlern“ wurde der Fanfarenzug Iffezheim. Bereits im Gründungsjahr veranstalte der gerade aus der Taufe gehobene Verein sein erstes Fanfarentreffen im Rahmen des ebenfalls erstmals stattfindenden Bauernrennens. Die Erfolge der intensiven Probenarbeit ließen auch auswärts aufhorchen, sodaß dem jungen Verein schon 1969 das Narrenfell der Breisgauer Narrenzunft, für den hervorragenden Auftritt an deren Rosenmontagsumzug, verliehen wurde.

1975 schied Gründungsvorstand Richard Stößer aus dem Amt. Er blieb dem Iffezheimer Vereinsleben als Präsident des Iffezheimer Carnevals Club (ICC) erhalten. Mit seinem Ausscheiden begann die 36 Jahre währende Ära Helmut Hertwecks als Gesicht des Fanfarenzuges. Für seine langjährige Verdienste im Ehrenamt erhielt Hertweck die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg, die Ehrennadel der Gemeinde und den „Iffezheimer Reiter“.

Unter Hertwecks Führung legten die Vereinsmitglieder Hand an und bauten den Fahrradkeller unter der Turnhalle der Haupt- und Realschule zum Proberaum und Vereinslokal um. Der Öffentlichkeit öffnet sich der Fanfarenkeller zu den legendären, noch heute stattfindenden Faschingsveranstaltungen.

Zum zehnjährigen Vereinsjubiläum wurden neue Uniformen angeschafft. 1983 übernahm Arno Lott den Taktstock nach Wolfgang Rentschler, Heinz Eichner  und Lothar Wolf. Dank Wolfs gefälliger Kompositionen kletterte der Fanfarenzug unter seiner Ägide unaufhaltsam die Erfolgsleiter hoch. Sein bekanntestes Arrangement ist das „Iffzer Lied“, das noch heute jedes Mal die Festhalle zum Kochen bringt.

1987 nahm der Fanfarenzug erstmals am Umzug des Winterkarnevals der kanadischen Streitkräfte durch Klein-Kanada teil. Das 20-jährige Vereinsbestehen wurde als Sektionstreffen Süd der Fanfarenzüge zum Stelldichein von 18 Fanfarenzügen, das fünf Jahre später mit 12 Vereinen wieder in Iffezheim stattfand.

Der ganz, ganz große Auftritt blieb dem Fanfarenzug 1992 verwehrt. Sein Auftritt bei der Eröffnung der Deutschen Meisterschaften im Schautanz der Formationen wurde aus zeitlichen Gründen regelrecht abgewürgt und hinterließ enttäuschte Musiker. Umso mehr freut es die Musikanten, daß sie seit der darauffolgenden Kampagne fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der ICC - Sitzungen wurden. Ein um's andere Mal reißt der Fanfarenzug als Einheizer  mit seiner gelungen Mischung aus Pop - und Stimmungshits die Zuhörer von den Stühlen.

Mit Marc de Simone übernahm 1993 ein Vollblutmusiker das Dirigentenamt, der die Musiker forderte und den Klangkörper in neue musikalische Höhen führte. In sein neunjähriges Wirken fiel die gemeinsame Fernsehsitzung des ICC und der KNG Rastatt und die gelungene Geburtstagsüberraschung zum 60. Geburtstag des „Stimmungsmacher der Nation“, Tony Marschall, bei der die Musiker auch in den Reihen der Ersten Deutschen Schlagerliga punkten konnten.

1997 rief der Verein das aus dem Dorfleben nicht mehr weg zu denkende „Sägewerksfest“ ins Leben, das 2008 auf das benachbarte Gelände des ehemaligen Bahnhofes umzog und seither als „Bahnhofsfest“ die Iffezheimer erfreut.

Der musikalische Wendepunkt kam 1999 mit dem Austritt aus dem Verband Südwestdeutscher Fanfarenzüge, der die Kapelle vom engen musikalischen Korsett befreite und ihn neue Wege zu Pop und Schlager gehen ließ. Marc de Simone setzte all sein Können und Wirken daran und 2001 war es endlich so weit: Das ganze Repertoire des Fanfarenzuges ist auf die CD „Musik … Zwo … Drei … Vier“ gebrannt.

2002 stand ein erneuter Wechsel am Pult an. Mit dem Profi-Geiger Mirko Kolarcik wehte ein neuer Wind durch die Register, der den Verein weiter nach vorne trieb. Die Musiker ließen die Politprominenz aufhorchen, als sie im Folgejahr in Hoppegarten die Übergabe des Ehrenpreises zum „Preis der Deutschen Einheit“ durch Umweltministerin Renate Künast und Regierungssprecher Peter Bönisch musikalisch umrahmten. Nach Monaten des Exils in der Aula der Haupt- und Realschule und nach 3 778 Arbeitsstunden konnte der Verein 2005 sein altes, neues Domizil unter der umgebauten Turnhalle wieder beziehen. In das selbe Jahr fällt der denkwürdige Auftritt beim Narrensprung in Boll, bei dem die Musiker mangels anderer Marschnoten das Badner Lied während des gesamten Umzuges im Schwäbischen rauf und runter spielten.

Platz zum Musizieren ist im kleinsten Auto. Das bewies der Fanfarenzug beim 100. Geburtstag des Turnvereins, als sie zehn Musiker hoch einen Ford Fiesta samt Instrumenten enterten und das „Iffzer Lied“ anstimmten und so zum Wettkönig des Abends wurden.

Nach 36 Jahren an der Spitze des Vereins, gab Helmut Hertweck 2011 das Amt des 1. Vorsitzenden in die jüngeren Hände seines langjährigen Vize Roland Schmalz. Ein weiteres Mal Abschied nehmen hieß es 2014 als Mirko Kolarcik den Taktstock aus der Hand legte. Um das musikalische Fortbestehen des Vereines braucht es aber einem nicht Bange werden, denn die Übergangslösung mit dem Eigengewächs Mario Eberle, lange Jahre Zugführer und rechte Hand von Kolarick, wurde zum Dauerbrenner. Kompetent und zielstrebig hält er das musikalische Erbe auf dem bekannt hohem Niveau. Mit ihm am Pult kann der Verein unbesorgt ins Jubiläumsjahr gehen.

 

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