Der Schatz von Iffezheim
Eigentlich wollte Bruno Zoller zusammen
mit seinem Bruder Manfred und seinem Schwager Urban Schneider nur die
Hofeinfahrt ins elterliche Grundstück in die Zufahrt zum
Hinterlieger verlegen, damit er beim Nachhausekommen nicht immer die
Rennbahnstraße blockiere, erinnert sich Urban Schneider an den
Februar 1962. Beim Ausgraben des Fundamentes für den zweiten
Torpfosten seien Schaufel und Pickel in etwa dreißig Zentimeter
Tiefe an Metall gestoßen. Ihr Blick fiel auf die rostigen,
zerfallenen Bleche einer Kiste, aus deren mit Erde verbackenen Inhalt
der Grünspan schimmerte. Ein bisschen Kratzen am Grünspan ließ das
Metall im hellen Schein der strahlenden Februarsonne silbern
aufblitzen. Das Trio war auf den „Schatz von Iffezheim“ gestoßen,
der im sechzehnten Jahrhundert auf dem Gestadebruch vergraben worden
war.
Urban Schneider zeigt die
Stelle an der er und seine beiden Schwager auf den Schatz
stießen
602 Münzen, korrodiert, mit Erde
verbacken, förderten die drei Schwager ans Tageslicht. Ein in
Karlsruhe wohnender Onkel Urban Schneiders hatte Beziehungen zum
Badischen Landesmuseum, in dessen Münzkabinett die Fundstücke
gereinigt und katalogisiert wurden. Sauber beschriftet, in einzelnen
Täschchen verpackt, kehrte der Fund in die Rennbahnstraße 7 zurück.
Schon bald hätten die Münzsammler seiner Schwiegermutter Stefanie
Zoller geborene Heier die Haustüre eingerannt, erinnerte sich Urban
Schneider. Sie seien jedoch nur auf die paar wertvolleren Stücke aus
gewesen, was seine Schwiegermutter befürchten ließ, auf dem weniger
wertvollen Rest „sitzen zu bleiben“. Das bessere Angebot des
Badischen Landesmuseums schlug Frau Zoller auf stetes Drängen des
ehemaligen Rastatter Stadtarchivars Walter Ziegler aus, der
argumentierte, daß der Fund aus dem Landkreis dem Landkreis erhalten
bleiben müsse. Keine Tausend D-Mark habe seine ein halbes Jahr zuvor
verwitwete Schwiegermutter vom Heimatmuseum der Stadt Rastatt für
die Münzen erhalten, erinnerte sich Urban Schneider.
Die Fachwelt war von dem Fund
begeistert, ist ein solcher doch immer eine Geschichtsquelle aus
erster Hand. Der damalige Leiter des Badischen Münzkabinetts im
Badischen Landesmuseum, Friedrich Wielandt, beschreibt ihn in Heft 17
der „Hamburger Beiträge zur Numismatik“ von 1963 als „kleines
bäuerliches Kapital, das hauptsächlich aus Kleinmünzen bestand.“
Ausschlaggebend für seine Bewertung war das völlige Fehlen von
Goldmünzen oder Talern.
Obwohl die Straßburger Münze die
monetäre Beherrscherin der Ortenau war, finden sich lediglich neun
Münzen aus dem Elsaß in dem Fund. 75 Prozent der Münzen enstammen
der württembergischen Prägestätte, auf Grund der
badisch-württembergischen Münzabkommen aus dem Anfang des
sechzehnten Jahrhunderts, Zahlungsmittel in beiden
Herrschaftsgebieten. Der Fund förderte einen bis damals unbekannten
Prägetyp des Hellers Herzog Ulrichs (1498 – 1550) zu Tage. Als
Hauptbestandteile des Fundes listet Wielandt Dreier, Kreuzer und
Pfennige auf. Der Iffezheimer Bauer hatte ein buntes Sammelsurium
angehäuft: das Einzugsgebiet des Fundes erstreckt sich laut Wielandt
von Konstanz über Zürich nach Wien und von Luxemburg über Nancy
bis ins Tirol. Die älteste gefundene Münze ist ein stark
abgegriffener Mailänder Grosso, der um 1400 geprägt wurde.
In seiner Zusammensetzung ähnle der
Iffezheimer Fund einem 1936 in Haueneberstein gehobenen Schatz, der
jedoch 2 200 Münzen umfasse, schreibt Wielandt. Lediglich durch das
Vorhandensein von Pfennigen des Münzvereins der rheinischen
Kurfürsten und Schillingen des Kölner Erzbischofs unterscheide sich
der Fund am Rhein von dem in der Vorgebirgszone.(132,
133)
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