Da Dobler

In Zeiten des 16. und 17. Jahrhunderts als Iffezheim nach der Façon der Markgrafen von Baden ab und an protestantisch war, durften in der Pfarrkirche auf dem Hochgestade keine katholischen Messen gelesen werden. Zahlreiche Bürger hingen jedoch noch dem „alten Glauben“ an und bangten um das Seelenheil ihrer Verstorbenen, für die sie keine Messen mehr lesen durften.

Diese Gewissensnot ausnutzend, bot sich ein gewisser Herr Dobler an, im Elsaß für die Iffezheimer Verstorbenen Messen lesen zu lassen. Fleißig sammelte Dobler Meßstipendien ein und setzte mit dem Geld und Silber der Iffezheimer auf der Fähre in das Elsaß hinüber.

Dort wurden freilich keine Messen für die im Fegefeuer auf ihre Erlösung harrenden armen Seelen gelesen. Das Meßgeld floß in die Taschen der Schankwirte, an deren Tischen Dobler das Geld der Iffezheimer verprasste. Als der Schwindler das Zeitliche segnete, fand seine Fluch beladene Seele keine Ruhe und irrte auf der jenseitigen Rheinseite, einen Übergang suchend, von Mitternacht bis zum frühen Morgen umher.

Fischer, die in den Altwässern am Fahreck oder am „Alten Talweg“ ihre Netze auswarfen, hörten des öfteren den Ruf: „Hole, hole über!“ vom elsässischen Ufer erschallen. Das Zeichen für den Iffezheimer Fährmann, daß Bauern auf dem Wege zu den Märkten in Baden-Baden oder Rastatt um Überfahrt baten. Der Fährmann stieß ab und hatte kaum die Mitte des Rheins erreicht, dort wo der Bannscheidt verlief, als schallendes Gelächter, Gläserklirren und Würfelrollen anhob. Er war wieder einmal vom Dobler genarrt worden.

„Da Dobler giht no imma um un widda isch ä Meß d'Gurgl na!“ konstatierten die Fischer. Als die Klöppel die morgendliche Betglocke anschlugen, endete der Spuk. (16)

 
Euer Kommentar an Matthias
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