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14. Juli 2014

 

 

Wildschweine pflügen in der Obstanlage

 

Schwer hadert Hubert Leuchtner mit seiner im vierten Jahr von der Gemeinde gepachteten Streuobstwiese in der Anlage des Obst- und Gartenbauvereins. Seit er das Grundstück übernommen habe, habe er keine zwei Zentner Obst von den sieben Apfelbäumen geerntet, meinte Leuchtner enttäuscht. Das Maß voll mache seit drei Jahren die regelmäßige Heimsuchung seiner Matte durch Wildschweine.

Diese Woche habe das Schwarzwild zum sechsten Mal die Grasnabe durchwühlt und die Erde bis zu 30 cm hoch aufgeworfen. Er habe schon manchen Nachmittag damit verbracht, sein Gelände, das bei den Schwarzkitteln besonders beliebt zu sein scheint, wieder einzuebnen.

Rüdiger Nold, Vorstand des Obst- und Gartenbauvereines, bestätigte, daß sich seit drei Jahren das Borstenvieh durch den Boden unter den Bäumen wühle. So schlimm wie dieses Jahr sei es aber bisher nie gewesen.

Nold berichtete von einer Vorstandssitzung in der Hütte auf dem Gelände, wo er von einem Mitglied auf eine hinter seinem Rücken am Sandbachdamm entlang schlendernde Wildsau aufmerksam gemacht worden sei. Mitnichten habe es sich aber um nur eine Wildsau gehandelt, die sich vom Bachwäldele in Richtung Westen auf den Weg gemacht hatte, nein drei Muttersauen mit elf Ferkeln seien an diesem Abend zum Goldgrubenwald gepilgert.

Der Verein habe sich bereits an den Jagdpächter und an den Gemeindeförster Kelm mit der Bitte um Abhilfe gewandt. Norbert Kelm habe ihnen ein Vergrähmungsmittel zur Verfügung gestellt, das jedoch in der momentanen Regenzeit nichts ausrichten könne. Den Jagdpächter habe er gebeten, einen mobilen Hochsitz auf dem Gelände aufzustellen. In Absprache mit diesem seien die Grundstücke bis Mitte Juni alle gemäht worden, um dem Schwarzwild keine Deckung zu bieten.

Nold führte die Vorliebe der Allesfresser für die Obstbaugrundstücke auf die vom Fallobst angelockten Insekten, respektive deren Larven, und Würmer zurück, die den Schweinen unter der Erde einen üppig gedeckten Tisch böten.

Dies unterstrich Jagdpächter Günter Merkel. Er sei grundsätzlich bereit, sein Möglichstes zu tun, jedoch treffe er oft auf die naive Einstellung, man ruft den Jäger und alles sei gut. Man stelle sich die Situation zu einfach vor. Er könne nächtelang ansitzen, ohne eine Sau zu Gesicht zu bekommen. Und wenn dann eine auftaucht, stelle sich die Frage: „Wo schieße ich hin?“. Richtung Sandbachdamm gehe nicht, da dieser zu jeder Tages- und Nachtzeit bevölkert sei, und Richtung B500 sowieso nicht. Zudem seien die Bäume nicht sehr hoch, was das Schußfeld zusätzlich einenge.

Neben der explosionsartigen Vermehrung des Schwarzwildes durch die milden Winter sieht Merkel das Problem an der Iffezheimer Obstanlage auch hausgemacht. Als Sonderkultur gehöre das Areal, wie die Erdbeerfelder, eingezäunt. Nur so könne nachhaltiger Schutz erreicht werden. Insbesondere auch angesichts des Generationswechsels innerhalb des Vereines. Viele alte Mitglieder könnten ihre Wiesen nicht mehr selbst bewirtschaften und deren Kinder seien nicht vor Ort, so daß die Bäume nicht mehr abgeerntet würden und das Fallobst die Sauen anlocke. Er räumte ein, daß das Gesamtproblem mit den Wildschweinen nicht in der Griff zu kriegen sei: „Die rennen in einer Nacht fünfzehn Kilometer!“.

Er überlege es sich, ob er den seit fünfzig Jahren mit seiner Familie bestehenden Pachtvertrag in drei Jahren überhaupt noch verlängere, „weil's bloß Ärger bringe.“

Das Problem mit den Wildschweinen sei in Iffezheim recht neu, so Gemeindeförster Norbert Kelm. Etwa 2003 habe die mittlerweile bundesweit flächendeckende Plage auch Iffezheim erreicht. Die Gemeinde kooperiere mit den Grundstückseigentümern und den Jagdpächter, denn schließlich säßen alle in einem Boot. Es müßten an der Obstanlage verschiedene Ansätze ausprobiert werden, so Norbert Kelm. An Vergrähmunsgmittel würden sich die Tiere im Laufe der Zeit gewöhnen. Kelm stellte einen Elektrozaun rund um die Anlage in den Raum. Dies ginge aber nur in Zusammenarbeit mit dem Verein, da der Zaunstandort gepflegt werden müsse. Eine Jagd auf der Obstanlage hielt Kelm für nicht möglich, da der Jäger, sobald er den Hochsitz erklimme, sich in den Baumkronen wiederfände. Eine Jagd am Boden verbiete sich wegen der Schußweite. Wenn, müssten die angrenzenden Waldgebiete bejagt werden, um die Schweinepopulation zu verringern. Norbert Kelm war zuversichtlich: „Wir finden gemeinsam eine Lösung!“

 

 
Euer Kommentar an Matthias

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