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Haushalt 2011
Über vier Stunden ging der Rat der
Renngemeinde Seite für Seite den Haushaltsplan durch. Spannend wurde
es erst gegen Ende, als die anstehenden Investitionen und deren
Finanzierung Thema wurden.
Bei einem Volumen von 9 Millionen Euro
wird die laufende Verwaltung einen Überschuß von 220 000 €
erwirtschaften. Hierbei geht der Plan von 2,27 Millionen Einnahmen
aus der Gewerbesteuer aus. Weitere 624 000 € soll die von 330 auf
350 Punkte angehobene Grundsteuer in die Kasse spülen. Mit dem
veranschlagten 1,93 Millionen-Anteil aus der Einkommenssteuer rechnet
die Verwaltung nach Abzug der Kreisumlage und des Finanzausgleiches
mit einem Überschuß von 2 666 653 € bei den Steuereinnahmen.
Insgesamt sieht der eingebrachte
Haushalt Investitionen in Höhe von 3,1 Millionen Euro vor. Davon
entfallen 1,3 Millionen Euro auf den Umbau des Rathausaltbaus, 1,2
Millionen Euro auf die Umgestaltung der Hauptstraße und 500 000 €
auf die Sanierung des Zwischenhebewerkes (alte Kläranlage), um nur
die größten Batzen zu erwähnen.
Auf Grund von Umkontierungen und
Ausdifferenzierungen, um Verwaltungsleistungen besser darzustellen,
im Rahmen der Einführung des Neuen Kommunalen Haushaltsrechtes sah
sich Kämmerer Benjamin Laber mit zahlreichen Fragen der Räte
konfrontiert.
Änderungsbedarf sahen die Räte nur an
einigen Stellen. So vermisste Harald Schäfer (SPD) beim Abschnitt
„Pachten“ die von 150 000 € auf nun 34 000 € reduzierte
Rennbahnpacht und die daraus abfließenden Mittel zur Sanierung der
Schwarzwaldterrasse und zur Bedienung der Schulden des
Internationalen Clubs. Bürgermeister Peter Werler verteidigte den
fehlenden Ansatz damit, daß der im Insolvenzverfahren geschlossene
Pachtvertrag einem Pachtverzicht gleichkomme. Hans-Jörg Oesterle
(CDU) pflichtete Harald Schäfer bei, daß dargestellt werden müsse,
daß von der Pacht künftig nur 20 Prozent an Iffezheim gingen, der
Löwenanteil von 80 Prozent an die Stadtsparkasse Baden-Baden und
weitere Konsortialbanken. Die Verwaltung nahm diese Anregung auf.
Widersprüchliches entdeckte Hans-Jörg
Oesterle bei der Abrechnung der Hausmeister- und Reinigungsleistungen
der Gemeinde in der Astrid-Lindgren-Schule mit dem Landkreis. Laut
Haushaltsplan bezuschusst die Gemeinde den Schulbetrieb mit 24 000 €.
Dies widerspreche der Vereinbarung mit dem Landkreis, die Kosten zu
100 Prozent zu übernehmen. Die Verwaltung versprach, dies
aufzuklären.
Die Kernzeitbetreuung wird im Rahmen
der Haushaltsberatung den Rat noch einmal beschäftigen. Der
Haushaltsplan weißt ein Defizit von 13 000 € aus. Laut
Ratsbeschluß muß diese freiwillige Leistung der Gemeinde jedoch
Kosten deckend sein. Den Rückgang bei den Einnahmen begründete die
Verwaltung auf Nachfrage von Berthold Leuchtner (CDU) mit den
zurückgehenden Schülerzahlen und der großen Flexibilität der
Nutzungszeiten. Diese Flexibilität müsste gegebenenfalls überdacht
werden, schlug Leuchtner vor, um eine größere Planungssicherheit zu
erreichen. Bürgermeister Werler stellte in den Raum, daß man sich
künftig von einer Kostendeckung verabschieden möge, da einige
Familien nicht bereit seien, höhere Entgelte zu berappen und die
Ferienbetreuung ausgebaut werden müsse.
Ein Dorn im Auge waren Harald Schäfer
die im Plan eingestellten 28 000 € für Veranstaltungen in der
Bibliothek. Hier seien die Bibliothekarinnen im Eifer wohl über das
Ziel hinausgeschossen und würden mehr Veranstaltungen anbieten als
die Stadtbibliotheken in Rastatt und Baden-Baden zusammen. Eine
Bibliothek bekomme man nicht umsonst, entgegnete Werler, man müsse
ein ansprechendes Programm bieten, um die Kunden in die Bibliothek zu
locken. Mehrheitlich votierte der Rat dafür, das Ende des Jahres
abzuwarten, bevor reagiert werde.
5,4 Millionen € Schulden wird die
Gemeinde bis zum Jahr 2014 angehäuft haben, sollten die geplanten
Investitionen in der bisher geplanten Abfolge ausgeführt werden. Für
die Weiterführung der insgesamt 6,3 Millionen € schweren
Ortkernsanierung (Zuschüsse 2,1 Millionen €) mit der
Rathaussanierung und dem Umbau der Hauptstraße werden 2011 Kredite
in Höhe von 2,4 Millionen € benötigt. Weitere 1,7 Millionen €
müssen in 2012 für die Finanzierung der Umgestaltung der
Hügelsheimer Straße und der beginnenden Erweiterung der Haupt-und
Realschule aufgenommen werden. 2014 kommen weitere 1,5 Millionen €
an Darlehen hinzu, um den Erweiterungsbau der Haupt-und Realschule
abzuschließen, sowie die Erneuerung der Steuerungstechnik der
Kläranlage zu finanzieren. Ab 2014 wird die Gemeinde nach diesem
Investitionsplan bis über 2040 hinaus jährlich 325 000 € an Zins
und Tilgung aufbringen müssen.
Dies war denn auch Bürgermeister Peter
Werler zuviel, der konstatierte, daß die Darlehenssumme verringert
werden müsse um das Ergebnis im Ertragshaushalt der kommenden Jahre
zu verbessern und damit Handlungsspielraum zu gewinnen.
Einsparmöglichkeiten sah Karlheinz
Schäfer (SPD) beim Umbau der Hauptstraße, welcher mit 300 Euro je
Quadratmeter doch recht großzügig ausfalle und massives
Einsparpotential berge ohne das Ambiente zu beeinträchtigen. Der
Plan müsse Meter für Meter auf das Notwendige und Wünschenswerte
überprüft werden. Wünschenswertes sei nicht realisierbar, da nicht
bezahlbar. Hans-Jörg Oesterle pflichtete bei, daß man sich von
Vorstellungen lösen müsse, warnte jedoch davor, das
Einsparpotential zu überschätzen. Ins gleiche Horn stieß Harald
Schäfer, der appellierte, die üppige Ausstattung zu überdenken,
denn die Gemeinde könne wie ein Häuslebauer nur das ausgeben, was
sie in den kommenden 30 Jahren bezahlen könne. Hubert Schneider
(CDU) und Manfred Weber (FWG) äußerten sich zustimmend, daß die
Planung geändert werden könne , wenn man anderer Meinung geworden
sei und die Gemeinde sehen müsse, wo sie sparen könne.
Bürgermeister Peter Werler wehrte sich
dagegen, „an der repräsentativsten Stelle im Ort herum zu
doktorn“. Wie Meingold Merkel (CDU) warnte Werler davor, die
Gestaltungskriterien über Bord zu werfen. Nach Ende der
Orstkernsanierung würden die in der Renngemeinde anstehenden
Projekte nicht mehr so groß werden, als daß sie nicht im Rahmen von
1 bis 1,5 Millionen € zu erledigen seien. Werler plädierte dafür,
die Investitionen zu strecken und zu verschieben. So könnte der
Umbau der Hauptstraße auf 2011 und 2012 verteilt werden. Die
Sanierung der Kläranlage könne ohne Bedenken der Fachingenieure um
zwei Jahre nach hinten geschoben werden. Weitergehende Maßnahmen zur
Verbesserung der Einnahmesituation im Haushalt seien unpopulär aber
notwendig, so Werler. Am 14. März werden die Haushaltsberatungen
fortgesetzt.
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