Festkonzert zum Dirigentenjubiläum
Ein Perlencollier aus Preziosen
berühmter Opernkomponisten präsentierte der Männergesangvereins
Liederkranz 1857 Iffezheim, begleitet von dem Pianisten
Klaus-Martin Kühn am Steinway-Flügel, anläßlich
des 30-jährigen Dirigentenjubiläums des Chorleiters
Herbert Szymanski seinen Gästen. Durch den eindrucksvollen
Abend führte kundig der bekennende Opernliebhaber Hans-Jörg
Oesterle.
Das erste der festlichen Lieder
weihte der Männerchor, wie es der Eingangschor zu Wolfgang
Amadeus Mozarts Freimaurerkantate vorsieht, der „Seele
des Weltalls“, der Licht und Wärme spendenden Sonne
und eröffnete damit den Zyklus aus Werken des österreichischen
Musikfürsten, der mit „Oh Isis und Osiris“ aus der Zauberflöte
à capella seine getragene Fortsetzung fand. Den Mozart-Zyklus
ergänzte die Mezzo-Sopranistin Rosalinde Herbeck, die
mit ihren schalkhaften Schauspielkunst die Zuschauer
für sich gewann, mit Papagenos Arie „Der Vogelfänger
bin ich ja“. Nochmals zur Zauberflöte griff der Chor
zum Abschluß des Mozart Reigens mit dem Schlußchor des
Opus „Heil sei Euch Geweihten“, bei dem der Erste Tenor
mit seinen Koloraturen erneut in den höchsten Höhen
gefordert war.
Mit dem Trinklied aus „La Traviata“
eröffnete der Chor im beschwingten Dreivierteltakt den
Zyklus mit Werken des italienischen Romantikers Guiseppe
Verdi. Sprachlich nuanciert und in breit angelegter
Dynamik inszenierte der Chor die Mutlosigkeit der Besiegten
im „Chor der Kreuzfahrer“ aus „Die Lombarden“. Vom
Piano dem Lauf der aufgehenden Sonne ins Forte folgend,
schmetterte der Chor das Thema des Zigeunerchores („Heil
sei dem neuen Tag“) aus voller Manneskraft in das Auditorium.
Ein Hauch von Verona wehte durch
die Versteigerungshalle als der omnipräsente Chor mit
einem sehnsuchtsvollen „Vapensiero...“ Guiseppe Verdis
Gefangenenchor aus der Oper „Nabucco“ im italienischen
Original anstimmte und die ganze Verzweiflung der Zwölf
Stämme Israels in der babylonischen Gefangenschaft in
seinen Vortrag legte und damit die Halle in seinen Bann
zog.
Zur Pause lud der Chor mit dem
Trinklied aus Verdis „Ernani“ und forderte im
Fortissimo: „Erhebet das Glas und trinkt den goldenen
Wein“, bevor der Schlußakkord einem fallenden Bühnenvorhang
gleich den ersten Konzertteil beendete.
Als Kontrapunkt zu den Opernwerken
eröffnete das Vokalensemble „Just for Fun“ des MGV die
zweite Halbzeit mit den spanischen Liebeslied „Montana
de Fuego“ und widmete das Lied „Man ist nie zu alt um
jung zu sein“ (beide Pasquale Thibaut) dem Chorleiter
Szymanski zum Jubiläum. In operettenhafter Leichtigkeit
bummelte die Mezzo-Sopranistin Rosalinde Herbeck als
Verliebte durch Karl Millöckers „Die Dubarry“.
Mit dem „Matrosenchor“ von Richard
Wagner meldete sich der Männerchor eindrucksvoll auf
der Bühne zurück. Kirmesstimmung verbreiteten die Sänger
mit dem „Chor der Landleute“ von Bedrich Smetana, welche
Rosalinde Herböck in ihren forsch inszenierte Couplet
„Jung sa ma, fesch sa ma“ von Robert Stolz übernahm
und das Publikum begeisterte.
Die innige Verbundenheit zwischen
dem Männerchor und seiner langjährigen Begleiterin Rosalinde
Herbeck kam bei dem Duett „Ach ich hab in meinem Herzen“
aus der Oper der „Schwarzer Peter“ glanzvoll zum Ausdruck.
In einer konditionellen Meisterleistung
sprengte der Klangkörper am sicherem Zügel von Chorleiter
Herbert Szymanski à capella auf der Hatz nach
Hirsch und Eber durch Carl Maria von Webers „Jägerchor“
aus dem „Freischütz“, der deutschesten aller Opern.
Nicht weniger fulminant präsentierte sich der Chor beim
abschließenden Bizetschen „Torreromarsch“ aus
der Oper „Carmen“. Im Fortissimo galoppierte der Chor
akzentuiert dem von den Zuhörern sehnsüchtig erwarteten
Hauptthema des Stückes („Auf in den Kampf“) entgegen,
das im Piano leichtfüßig den Kehlen der Bässe entströmte,
um im Fortissimo vom Gesamtchor übernommen zu werden,
welcher in fulminanten Tempo auf den prächtigen
Schlußpunkt des Konzerts zusteuerte.
Stehende Ovationen waren der Lohn
für die intensive Probenarbeit, in welcher Chorleiter
Herbert Szymanski seine Sänger vorbereitet hatte.
Ein Chorleiter mit großer integrativer Kraft, wie Sängervorstand
Karlheinz Schäfer in seiner Laudatio hervorhob. Szymanski
gelinge seit drei Jahrzehnten der Spagat zwischen Wollen
und Können, Jung und Alt, was sich nicht nur an der
großen Zahl der Sänger, sondern auch daran festmachen
ließe, daß mit Großvater, Vater und Sohn zum Teil gleich
drei Generationen einer Familie im Chor aktiv seien.
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