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14. November 2010

 

 

Ein Ära geht zu Ende

 

Nach fast einhundert Jahren schließt die katholische öffentliche Bücherei in Iffezheim im April kommenden Jahres ihre Pforten. Die Bibliothek neben der dann öffnenden Gemeindebibliothek zu betreiben, halten die Verantwortlichen für die Bibliothek und der katholische Pfarrgemeinderat nicht für sinnvoll.

Luzia Stabenau, Sybilla Götz und Martina Heberling bei ihrer letzten Buchaustellung

Es ist so eine Sache mit der ersten urkundlichen Erwähnung. Sicher ist, daß es den betreffenden Ort ab diesen Zeitpunkt gegeben hat, aber ob es ihn nicht bereits früher gegeben hat, weiß niemand. Ähnlich ergeht es der katholischen öffentlichen Bücherei Iffezheim. Wann genau sie ins Leben gerufen wurde, liegt im Dunkeln. Verbürgt ist lediglich ihr erster Buchbezug bei der Zentralstelle des Borromäusvereines in Bonn im Jahre 1914, berichtet die Heimatforscherin Antonie Jakob in ihrer Chronik anläßlich des 75-jährigen Bestehens der Bibliothek im Jahre 1989.  

Bis zum zweiten Weltkrieg, so ist ihren Aufzeichnungen zu entnehmen,  wurde die Bibliothek von Lehrerinnen der Iffezheimer Volksschule, unterstützt durch Frauen aus dem Ort, betrieben. Ab den ersten Kriegsjahren übernahmen die Ordensschwestern aus der örtlichen  Sozialstation die Leitung der Büchersammlung. Iffezheim war zu dieser Zeit noch sehr stark landwirtschaftlich geprägt, weshalb die Ausleihe nur während der Wintermonate nach dem sonntäglichen Kirchgang stattfand.

1962 schloß die Bibliothek zum ersten Mal. Die Kaplanei im Pfarrgarten, ihr bisheriges Domizil, wurde abgerissen. An ihrer Stelle wurde unter Pfarrer Heintzmann das jetzige Kolpinghaus errichtet. Im Obergeschoß des für damalige Verhältnisse großzügigen Gebäudes fand die Leihbücherei ab November 1964 ein neues Zuhause. Die neue Bibliotheksleiterin Hilda Schäfer aus Iffezheim stemmte den Neuanfang mit einem Bestand von 800 Büchern. Ausleihtag wurde und blieb bis heute der Mittwochnachmittag außerhalb der Schulferien. Zur Wiedereröffnung wurden 55 Bände ausgeliehen, eine Zahl, die sich in den Folgejahren auf bis zu 400 Medien pro Woche steigerte.

Zehn Jahre später platzte das Obergeschoß aus allen Nähten und die Bibliothek zog 1974 an ihren heutigen Standort in das unter Pfarrer Walfried Asal umgestaltete Erdgeschoß.

Bereits 1989 beklagte die damalige Leiterin und Chronistin der Bibliothek, Antonie Jakob, eine mit dem veränderten Freizeitverhalten begründeten Rückgang von fast 13 000 Ausleihen im Jahre 1973 auf etwa 5 000 Ausleihen im Jahre 1988.

Heute beträgt der Bestand der von Sybilla Götz, Luzia Stabenau und Martina Heberling geführten   Bibliothek 5 578 Medien. Die neue Gemeindebibliothek werde einen weitaus größeren Bestand und  häufigere Öffnungszeiten bieten, so das Bibliotheksteam und der Pfarrgemeinderat in einem Informationsschreiben anläßlich der letzten Buchaustellung am Wochenende. Einen sinnvollen Parallelbetrieb zweier Bibliotheken am Ort  sei nicht gegeben. Daher werde die Vorzeigebibliothek des Dekanats schweren Herzens zum April 2011 endgültig schließen.

Letztmalig hatten die Iffezheimerinnnen und Iffezheimer am Wochenende Gelegenheit, über die katholische Bibliothek Gesangbücher, Kerzen und Rosenkränze für die kommende Erstkommunion und aus der gezeigten reichhaltigen Auswahl an Kinder-, Jugend- und Sachbücher sowie Spielen und Belletristik zu bestellen. Ein nächstes Mal wird es nicht mehr geben.

Den Bücherbestand biete der Borromäusverein neben den Kindergärten der Gemeinde und den Schulen an, damit diese ihr Bibliotheken ergänzen könnten, denn schließlich habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren die Bücherei immer finanziell unterstützt, so Sybilla Götz. Sollte sich der Ausbau des Rathausanbaues verzögern, hält  Frau Götz einen Trost für alle Leseratten bereit: „Wir haben so lange offen, bis die Gemeindebibliothek in Betrieb geht.“

 
Euer Kommentar an Matthias  
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