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Stelldichein der Tonkünstler
Wie bereits seit 15 Jahren gab
sich die Crème de la Crème der Tonkünstler an der Iffezheimer
Rennbahn über Pfingsten ein Stelldichein. 84 Virtuosen
der drei Elemente Erde, Feuer, Wasser boten ihre Werke
einem interessierten Publikum feil.
Etwa ein Viertel der Aussteller
sei zum ersten Mal in Iffezheim, stellte Veranstalter
Jürgen Blank, die Marktstruktur vor. Leider sei es derzeit
schwierig, englische Künstler nach Deutschland zu locken,
da diese derzeit auf der Insel bessere Preise realisieren
könnten und daher das Risiko der hohen Reisekosten nicht
auf sich nähmen. Der Markt in Iffezheim präsentiere
kein globalisiertes Kunsthandwerk sondern Kunst von
hier zu Preisen, die man hier brauche und fördere nicht
das Millionenheer von Arbeitssklaven in Fernost, wandte
sich Blank gegen Versuche der Baumärkte in seine Domäne
vorzudringen.
Das Gastland Schweiz wurde unter
anderen von Martin Freiburghausen vertreten, dem die
Kunst in die Wiege gelegt wurde: sein Vater arbeitet
als Kunstmaler und Radierer, sein Bruder als Steinhauer.
Nachdem er sich in den vergangenen Jahren auf Vögel
und Fische konzentriert habe, habe er sich nun der Käfer
zugewandt, so Freiburghausen, der sich von der Form
der Tiere begeistern ließ, die sich in Größen von 5
bis 50 Zentimetern an seinem Stand tummelten. Der vielseitig
ausgerichtete Künstler experimentiert derzeit auch mit
Einlagen aus geschmolzenem Glas in seinen Tonobjekten.
Kraftstrotzend kommen sie daher,
die aus einzelnen Tonlagen wie Blätterteig aufgeschichteten
Stiere und Schweine des Niederländers Karl Panken. Er
habe seine durch den Raku-Brand geschwärzten Figuren
zum Teil stark abstrahiert, um die in ihnen wohnende
Kraft voll zur Geltung zu bringen. Den metallenen Farbton
erhielten sie durch das aufgetragene Kupfercarbonat,
das je nach Brenntemperatur eine gelbe bis rote Tönung
gebe, gab der Holländer sein Geheimnis preis. Insbesondere
der rote Farbton sei diffizil zu erreichen und verlange
große Erfahrung.
Äußerst verschwenderisch im Umgang
mit den Farben zeigte sich der Schwabe Hartmut Allmedinger,
der seit Anfang an in Iffezheim präsent ist, und dessen
Fayence-Vasen und -Teller hellleuchtend den Besucher
begrüßten. Einen besonderen Glanzpunkt setzt Allemdinger
seinen Objekten durch einen Platinrand auf, der wie
weiland der Goldrand flüssig aufgetragen und dann eingebrannt
wird.
Schwemm- und Sturmholz, alte Faßdauben,
Schrott aus Scheune und Keller alter Bauernhäuser dienen
Barbara Zeitler und Joachim Schaub als Ausgangspunkt
für Skulpturen in denen ihre anmutigen Tongesichter,
mal allein, mal in trauter Zweisamkeit, gelassen verträumt
thronen. Eine Arbeitsteilung gibt es dabei bei dem beiden
nicht: es wird gemeinsam geschweißt, gebogen, geknetet
und gebrannt. Den Ausflug nach Iffezheim nutzten die
beiden Künstler, um vom Rhein angeschwemmtes Holz für
weitere Projekte zu sammeln.
In zahlreichen Galerien stellt
Uta Sybille Belser aus, die den Menschen in den Mittelpunkt
ihres figürlichen Schaffens stellt, bei dem sie verschiedene
Brenntechniken einsetzt. Ihre großen Menschen-Stelen,
die an Horst Antes Kopffüßler erinnern, habe sie
in Salzbrandtechnik gefertigt. Hierbei werde Salz in
die Gasflamme des Ofens gestreut, was für einen seidenmatten
Glanz des Tons sorge, erläuterte Belser. Raku-Brand
herrscht dagegen bei ihren kleinen Menschengruppen vor,
deren geschwärzte Gestalten mit den mittig arrangierten
gläsernen Pendant kontrastieren.
Live durften die Besucher die
Kunstfertigkeit des polnischen Bildhauers Tadek Golinczak
miterleben. An seinem Stand, an dem grob mit der Kettensäge
modellierte Geier kauerten oder fein ausgearbeitete,
polierte, mannshohe Reiher Hals und Schnabel gen Himmel
reckten, bearbeitete der Künstler einen Eichenkloben,
den er die Woche zuvor dem Lagerfeuer eines Töpfermarktes
bei Halle entrissen hatte. Das teils angefaulte, teils
versengte Stück Holz regte die Phantasie des Polen an,
der nun eifrig bemüht, verfolgt von den Augen Interessierter,
versuchte, den Geist des Eichenstückes herauszumodellieren.
Zahlreiche weitere Tonkünstler
versuchten im Spagat zwischen künstlerischem Anspruch
und wirtschaftlicher Notwendigkeit trotz strömenden
Regens den Kunden zum Kauf zu verlocken.
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