H O M E
 
 

Iffze.de > Aktuell > Neues > Neues 2006

 

24. November 2006

 

 

Vun Nix kummd Nix!

 

Man nehme zwei verwitwete Bauern samt deren heiratsunwilligen Söhnen, gebe Mutter und Tochter auf der Suche nach einer guten Partie dazu und kröne das ganze mit einer verzweifelten Mutter, die ihre einfältige Tochter komme was wolle an den Mann bringen will und schon hatte die Kolpingfamilie Iffezheim mit dem “Damenduell“ Stoff genug für einen abendfüllenden Angriff auf die Lachmuskeln.

So wie man sich eben so eine Männerwirtschaft gemeinhin vorstellt, sah sie aus, die Haushaltshälfte von Alfred (Robert Merkel). Sie wurde jedoch bei weitem von der Hälfte seines Vaters Johann (Herbert Sauter) übertroffen, der Handtuch ringend seinen Sohn von den Vorzügen der Ehe zu überzeugen suchte. Nicht allein, daß die unselige Hausarbeit in rechte Hände käme und mehr Zeit für Haus, Hof, Vieh und Wald bliebe, nein auch zu anderem Zwecke habe Gott Männlein und Weiblein erschaffen, zerdepperte der Senior wieder einmal viel Porzellan um seinen Filius in den Hafen der Ehe zu steuern.

Den gleichen Widerwillen gegen eine traute Zweisamkeit hegte auch Nachbarsohn Franz (Matthias Schneider), der nur von seiner Abneigung gegen jegliche Art von Arbeit und seinen Gelüsten nach  Eß- und Trinkbarem aus der Küche seines Nachbarn übertroffen wurden.

Als nun Notar „ähm, nun ja“ Siegelring, unübertroffen gespielt von Hermann Burkard, Vater Johann beim gemeinsamen Fußbad in Kamillentee, Most, Vorlauf und Kuhsaich, eröffnete, daß beim vorzeitigen Ableben des ledigen Sohnes möglicherweise die ungeliebte Schwester Frieda den Hof erben könnte, stand für Johann fest: eine Frau für Alfred muß her! Wer zuerst eine Frau findet solle den Löwenanteil des Hofes bekommen schlug er seinem Sohn als Wette vor. Doch „wer Wind säht wird Sturm ernten“: denn nicht nur Vater Johann hatte bei Viehhändler Sepp  um Vermittlung geeigneter Kandidatinnen für sich und seinen Sohn nachgefragt, nein, auch dieser wollte seinem Erzeuger zum Eheglück verhelfen und hatte, um nicht ganz allein dazustehen, auf eine Anzeige von Mutter und Tochter geantwortet.

Es kam wie es kommen mußte: Am Tag der Testamentsverfassung standen  mit der verwitweten Sophie (Martina Austen) und ihrer naiven, unbeholfenen, Rock zwirbelnden Tochter Cäcilie Agathe (Manuela Schwab) sowie der Hinterbliebenen Rosa (Elke Path) mit Tochter Vroni (Bianca Schramm) Heiratswillige im Überfluß auf dem Hof. „Vier sind zwei zu viel“ erkannte Johann und verdonnerte die „geballte Weiblichkeit“ zu einer zweitägigen Probezeit, in welcher die Männerwirtschaft auf Vordermann gebracht werden sollte. Und schon hob ein Putzen und Scheuern an, daß dem Notar Hören und Sehen verging und Wischlappen sowie Staubtuch nicht nur zur Jagd auf den Schmutz geschwungen wurden, sondern beim Zickenkrieg auch das ein oder andere Mal der Konkurrenz um die Ohren flog. Mit einem großzügigen Vesper, das von den Herren der Schöpfung samt Nachbar Eugen (Andreas Zink) und Notar mit reichlich geistigem Getränk genossen wurde, ging der erste Tag der Probezeit seinem Ende entgegen.

Vier Frauen und sechs Männer nächtens unter einem Dach - der arbeitsscheue Franz  ging einmal mehr jeder Anstrengung und seinem grob-derben Vater Eugen aus dem Weg und Notar „einen nehm' ich noch“ Siegelring blieb nach ausgiebigen Alkoholgenuß auf der Strecke respektive Küchenbank liegen -  diese Konstellation mußte zwangsläufig in Missverständnissen und Verwirrungen enden. Eine Situation aus der Alfred mit seiner Vroni ins lauschige Plätzchen hinterm Plumpsklo zum Tête à Tête flüchtete, zu dem die geplagte Cäcilie die Begleitmusik gab und sich anschließend wie weiland Schneewittchen den Franz wachküsste und sogleich vereinnahmte. Ihrer Tochter folgend, marschierte die resolute Sophie im „Stechschritt zum Glück“ und evakuierte den sich vergeblich wehrenden Eugen „lebenslänglich in den Schoß der Geborgenheit“. „Von Nix kummd Nix“ entschied sich Johann schließlich für die übrig gebliebene Rosa und entließ die aufatmenden Zuschauer aus der Zwerchfellattacke.

Donnernder Applaus aus den Rängen der vollen Festhalle waren der verdiente Lohn für die monatelange Probearbeit, die in einem äußerst vergnüglichen Theaterabend gipfelte. 

 






 
Euer Kommentar an Matthias
Seitenanfang
Zurück
Weiter