|
Vun Nix kummd Nix!
Man nehme zwei verwitwete Bauern
samt deren heiratsunwilligen Söhnen, gebe Mutter und
Tochter auf der Suche nach einer guten Partie dazu und
kröne das ganze mit einer verzweifelten Mutter, die
ihre einfältige Tochter komme was wolle an den Mann
bringen will und schon hatte die Kolpingfamilie Iffezheim
mit dem “Damenduell“ Stoff genug für einen abendfüllenden
Angriff auf die Lachmuskeln.
So wie man sich eben so eine Männerwirtschaft
gemeinhin vorstellt, sah sie aus, die Haushaltshälfte
von Alfred (Robert Merkel). Sie wurde jedoch bei weitem
von der Hälfte seines Vaters Johann (Herbert Sauter)
übertroffen, der Handtuch ringend seinen Sohn von den
Vorzügen der Ehe zu überzeugen suchte. Nicht allein,
daß die unselige Hausarbeit in rechte Hände käme und
mehr Zeit für Haus, Hof, Vieh und Wald bliebe, nein
auch zu anderem Zwecke habe Gott Männlein und Weiblein
erschaffen, zerdepperte der Senior wieder einmal viel
Porzellan um seinen Filius in den Hafen der Ehe zu steuern.
Den gleichen Widerwillen gegen
eine traute Zweisamkeit hegte auch Nachbarsohn Franz
(Matthias Schneider), der nur von seiner Abneigung gegen
jegliche Art von Arbeit und seinen Gelüsten nach Eß-
und Trinkbarem aus der Küche seines Nachbarn übertroffen
wurden.
Als nun Notar „ähm, nun ja“ Siegelring,
unübertroffen gespielt von Hermann Burkard, Vater Johann
beim gemeinsamen Fußbad in Kamillentee, Most, Vorlauf
und Kuhsaich, eröffnete, daß beim vorzeitigen Ableben
des ledigen Sohnes möglicherweise die ungeliebte Schwester
Frieda den Hof erben könnte, stand für Johann fest:
eine Frau für Alfred muß her! Wer zuerst eine Frau findet
solle den Löwenanteil des Hofes bekommen schlug er seinem
Sohn als Wette vor. Doch „wer Wind säht wird Sturm ernten“:
denn nicht nur Vater Johann hatte bei Viehhändler Sepp
um Vermittlung geeigneter Kandidatinnen für sich
und seinen Sohn nachgefragt, nein, auch dieser wollte
seinem Erzeuger zum Eheglück verhelfen und hatte, um
nicht ganz allein dazustehen, auf eine Anzeige von Mutter
und Tochter geantwortet.
Es kam wie es kommen mußte: Am
Tag der Testamentsverfassung standen mit der verwitweten
Sophie (Martina Austen) und ihrer naiven, unbeholfenen,
Rock zwirbelnden Tochter Cäcilie Agathe (Manuela Schwab)
sowie der Hinterbliebenen Rosa (Elke Path) mit Tochter
Vroni (Bianca Schramm) Heiratswillige im Überfluß auf
dem Hof. „Vier sind zwei zu viel“ erkannte Johann und
verdonnerte die „geballte Weiblichkeit“ zu einer zweitägigen
Probezeit, in welcher die Männerwirtschaft auf Vordermann
gebracht werden sollte. Und schon hob ein Putzen und
Scheuern an, daß dem Notar Hören und Sehen verging und
Wischlappen sowie Staubtuch nicht nur zur Jagd auf den
Schmutz geschwungen wurden, sondern beim Zickenkrieg
auch das ein oder andere Mal der Konkurrenz um die Ohren
flog. Mit einem großzügigen Vesper, das von den Herren
der Schöpfung samt Nachbar Eugen (Andreas Zink) und
Notar mit reichlich geistigem Getränk genossen wurde,
ging der erste Tag der Probezeit seinem Ende entgegen.
Vier Frauen und sechs Männer nächtens
unter einem Dach - der arbeitsscheue Franz ging
einmal mehr jeder Anstrengung und seinem grob-derben
Vater Eugen aus dem Weg und Notar „einen nehm' ich noch“
Siegelring blieb nach ausgiebigen Alkoholgenuß auf der
Strecke respektive Küchenbank liegen - diese Konstellation
mußte zwangsläufig in Missverständnissen und Verwirrungen
enden. Eine Situation aus der Alfred mit seiner Vroni
ins lauschige Plätzchen hinterm Plumpsklo zum Tête à
Tête flüchtete, zu dem die geplagte Cäcilie die Begleitmusik
gab und sich anschließend wie weiland Schneewittchen
den Franz wachküsste und sogleich vereinnahmte. Ihrer
Tochter folgend, marschierte die resolute Sophie im
„Stechschritt zum Glück“ und evakuierte den sich vergeblich
wehrenden Eugen „lebenslänglich in den Schoß der Geborgenheit“.
„Von Nix kummd Nix“ entschied sich Johann schließlich
für die übrig gebliebene Rosa und entließ die aufatmenden
Zuschauer aus der Zwerchfellattacke.
Donnernder Applaus aus den Rängen
der vollen Festhalle waren der verdiente Lohn für die
monatelange Probearbeit, die in einem äußerst vergnüglichen
Theaterabend gipfelte.
|