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20. März 2006

 

 

Ortkern wird saniert, Camp vertagt

 

Bis an seine statischen Grenzen vollbesetzt war der Ratssaal der jüngsten Gemeinderatssitzung. Weder die Erneuerung der Blumenstraße noch die Sanierung des Ortskern standen im Mittelpunkt des Interesses der Bürger, sondern das „England Camp“ über das der Rat unter dem Punkt „Verschiedenes“ diskutierte.

Zu Beginn der Sitzung verabschiedete Bürgermeister Peter Werler den Hausmeister an der Grundschule und ehrenamtlicher Feuerwehrkommandant, Kurt Schäfer in den Ruhestand. Wie er in seiner Laudatio ausführte, verliere die Gemeinde den passionierten Elektriker nur ungern. Bürgermeister Werler verabschiedete den Hausmeister mit seinen besten Wünschen in den Ruhestand.

Sanierung Blumenstraße

Die anstehende Sanierung des Abschnittes der Blumenstraße zwischen der Friedrich- und der Kappellenstraße stellte Peter Kirsamer vom Hügelsheimer Ingenieurbüro Wald & Corbe vor. Gemäß dem 1991 erstellten Verkehrskonzept werde die Blumenstraße verkehrsberuhigt umgebaut, so Kirsamer. Dies bedeute in der Renngemeinde Zone 30 und nicht Schrittgeschwindigkeit. Gehwege und Fahrbahn würden niveaugleich angelegt und seien lediglich durch den roten Pflasterbelag für die 1,70 Meter breiten Gehwege und den dunklen Belag für die Fahrbahn unterscheidbar. In der Straße würden neun Parkplätze ausgewiesen und mehrere Pflanzinseln mit Bäumen angelegt, so wie bereits die beiden zuletzt sanierten Straßen, die Siedlungs- und die Kappellenstraße, gestaltet worden seien. Im Untergrund würden der marode Mischwasserkanal und die Trinkwasserleitung mit den Hausanschlüssen ersetzt, so der Planer. Zusätzlich würden die an den Endpunkten des Abschnittes vorhandenen Gasleitungen verbunden, so daß die Bewohner künftig Gas nutzen könnten. Den Kostenrahmen bezifferte Peter Kirsamer auf 293 000 €.

Diplom-Geograph Thomas Wirth und Landschaftsarchitektin Christine Neuberger stellten dem Rat die bereits am vergangenen Mittwoch in der Bürgerversammlung vorgestellten Ergebnisse der vorbereitenden Untersuchung vor. Auf Grund der großen Anzahl von Missstände und der begrenzten Mittel sei das Sanierungsgebiet auf die Hälfte verkleinert worden. Der Schwerpunkt der öffentlichen Maßnahmen liege im Bereich Hügelsheimer-, Linden- und Hauptstraße, in denen vor allem die Fußgänger- und Parkierungssituation verbessert werden sollen. Die detaillierte Kosten- und Zuschußaufschlüsselung weist für Maßnahmen geringer Intensität bei acht privaten Gebäuden 120 000 € für durchgreifendere Maßnahmen an fünf Gebäuden 125 000 € aus. Für Straßenbaumaßnahmen sind Zuschüsse in Höhe 830 000 €, für den Umbau des Feuerwehrhauses 200 000 € und für den Umbau des Hauses neben der Rathaus 100 000 €  vorgesehen. Grunderwerb, Umsiedlungen und Abbrüche schlagen mit 530 000 € zu Buche. Anhand der Vorschriften des Baugesetzbuches erläuterte Thomas Wirth seine Empfehlung für das „Vereinfachte Verfahren“. Es handele sich bei den bezuschussten Maßnahmen um Bestandserhaltung- und Pflegemaßnahmen, die im Straßenraum zum Teil schon seit Jahren geplant seien und daher keine sanierungsbedingte Bodenwerterhöhung nach sich zögen. Anton Schniertsauer (FWG) bedankte sich bei der Verwaltung für die große Transparenz gegenüber der Bevölkerung, mit welcher sehr viel Brisanz aus dem Thema genommen worden wäre. Eistimmig beschloss der Rat die Satzung über die förmliche Festlegung des Sanierungsgebietes „Ortskern I“.

Druckauftrag vergeben

Ebenso einstimmig vergab der Rat den Druckauftrag für die Ortsgeschichte an den Verlag Regionalkultur. Die Startauflage bezifferte Peter Werler auf 1 000 Exemplare zu 20 400 € Druckkosten, schloss eine Erhöhung der Auflage aber nicht aus, falls sich genügend Firmen meldeten, die das Buch als Präsent ordern würden oder die Subskriptionsphase (Vorbestellung) einen starken Absatz erkennen ließe. Der Rat legte den ordentlichen Verkaufspreis auf 29 €, den Subskiptionspreis auf 25 € fest. Wie Werler weiter ausführte, werde das Buch anläßlich des „Tag der Heimatgeschichte“, dessen Gastgeber heuer Iffezheim ist, vorgestellt.

Weil die bereits beschlossenen Zuschüsse zur Sanierung des Kindergartens in der Rennbahnstraße versehentlich nicht in den Haushalt 2006 aufgenommen wurden, beschloss Rat einstimmig die außerplanmäßige Ausgabe von 63 000 € als Sanierungszuschuss. Die Mittel werden dem Haushaltsposten des nicht gekauften Gebäudes des Jugendzentrum entnommen.

Zuschuss Musikverein

Mit einer Enthaltung genehmigte der Rat jährliche Zuschüsse in Höhe von 50 % (maximal 2500 €) des bei der Instrumentenausbildung des Musikvereines anfallenden Verlustes für die Jahre 2005 bis 2007. Der sich enthaltende Karlheinz Schäfer (SDP) hatte zuvor angeregt, den Zuschuss lediglich für 2006 zu gewähren und anschließend gemäß der seit Jahren im Vorhabenstatus verharrenden Richtlinie zur Vereinsförderung zu verfahren. Die anderen Ratsmitglieder wollten die beiden Themen nicht miteinander verknüpfen und folgten dem Vorschlag nicht.

England Camp

Endlich stand der Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ auf dem Tapet, für den Peter Werler eingangs der Sitzung die Diskussion über das „England Camp“ angekündigt hatte. Zunächst ging Bürgermeister Werler auf die Historie des Themas ein. Vor zwei Wochen habe der Rat in nicht öffentlicher Sitzung das Camp  auf Grund der dürftigen Unterlagen abgelehnt. Darauf hin sei der Rat zusammen mit dem Internaitonalen Club und dem Leiter der Polizeidirektion Kurt Wintermantel vom Veranstalter des „England Camp“ zu einem Infotmationstreffen eingeladen worden, auf dem dieser sein Konzept vorgestellt habe. Wie Werler rekapitulierte, kämen schätzungsweise 100 000 englische Fans nach Deutschland um einfach die Athmosühäre zu genießen, auch wenn 92% der Schlachtenbummler keine Stadionkarten hätten. Der Plan des Veranstalters sähe vor, auf dem Gelände des Parkplatzes an der Rennbahn ein Camp für 5 000 englische Fußballbegeisterte zu schaffen, die dort in Zelten, Wohnwägen oder Wohnmobilen über die vierwöchige WM wohnen sollen. Innerhalb des früheren ersten und zweiten Platzes sollen neben den Faußballübertragungen täglich weitere Events wie Konzerte und Discos stattfinden und für Oktoberfeststimmung gesorgt werden.

Für die Sicherheit und Ruhe im Camp sollen 25 Ordner sorgen. Die hiesige Polizei werde das Camp in seine Sicherheitsplanungen aufnehmen, gegebenfalls werde eine eigene Wache eingerichtet. Die bekannten Hooligans könnten nicht ins Camp gelangen, da diese erstens keine Pässe besäßen und zweitens die Anmeldedaten für die nur in England erwerbbaren Karten mit der  britischen Polizei abgeglichen würden, so Werler über die Ausführungen des Veranstalters.

Ein Restrisiko negativer Auswüchse sei nicht auszuschließen, die sowohl von innen als auch von außen provoziert werden könnten.

Falls der Gemeinderat sich zu einem “Ja“ entschlösse, werde er die Sache mit Hilfe der Iffezheimer Vereine und einem professionllen Tourismusbüro offensiv angehen.

Eine formelle Entscheidung könne der Rat in dieser Sitzung nicht treffen, diese müsse in der Sitzung vom 10. April nachgeholt werden. Durch sein heutiges Votum könne der Rat aber dem Veranstalter eine gewisse Planungssicherheit geben. Entscheidend sei die Frage, wie verträglich das Camp für Iffezheim sei, was sei dem Bürger zumutbar?

Geteilter Meinung ist der Gemeinderat, wie die anschließenden Äußerungen zeigten. Hans-Jörg Oesterle (CDU) lehnte nach Güterabwägung das Camp trotz des schlüssigen Sicherheitskonzeptes und der vorraussichtlichen Wirtschaftsbelebung ab, da Iffezheim es nicht verkraften könne. Ähnlich sah es auch Jürgen Heitz (SPD), für den das Restrisiko, weil nicht einschätzbar, zu hoch war.

Postitiv hingegen sah es Manfred Weber, der einem geregelten Camp den Vorzug vor wildem Zuzug gab. Man solle die Vorurteile „Schläger“ und „Trunkenbold“ aus dem Hinterkopf bekommen und gastfreundlich die WM willkommen heißen. Ebenfalls mehr Chancen als Risiken sah Anton Schniertsauer, der trotz des schwer kalkulierbaren Restrisikos bereit war, dies zu tragen und auf die wirtschaftlichen Vorteile für Club und Gemeinde verwies. Ebenfalls auf die Seite der Befürworter schlug sich Berthold Leuchtner (CDU), der die Unbedenklichkeit der Veranstaltung aus der Größe der Veranstalterfirma und ihrer vorgetragenen Erfahrung ableitete. Er forderte, den wirtschaftlichen Interessen des Clubs gerecht zu werden und die Chance zu nutzen, Mut, Weltoffenheit und Gastfeundschaft zu zeigen.

Dem pflichtete Wolfgang Neininger (CDU) bei, der seine Kollgen aufforderte die Sache positiv anzugehen und die „Gäste einzuladen“.

Unentschlossen zeigte sich Meingold Merkel, der verdeutlichte, daß die Bürger dahinter stehen müssten. Unschlüssig zeigte sich auch Karlheinz Schäfer, dem zur Entscheidungsfindung noch Informationen über die Meinung Betroffener wie den Pferdetrainern fehlten. Er forderte für seine Gespräche mit den Betroffenen mehr Zeit.

Andrea Winkler (FWG) sprach sich unter dem Applaus der Zuhörer, wie bei allen Camp-Gegnern, genau so gegen das Camp aus wie Harald Schäfer, der die Dauer als zu lang, die Anzahl Gäste als zu groß, das Ganze schlicht als zuviel für Iffezheim bezeichnete.

Angesichts des Disenz schlug Peter Werler vor, die Entscheidung auf den 10. April zu vertagen und vor der entscheidenden Sitzung eine Informationsveranstaltung mit „England Camp“ in der Festhalle einzurichten, in welcher die Bevölkerung sich direkt an den Veranstalter wenden könne.                                  

Un was sa i dazu? Zu groß, zu long, zu ludd, zuviel. Und dann stellt sich natürlich auch die Frage, was von dem Veranstalter zu halten ist, der auf seiner Webseite das (positive) Ergebnis vorweg nimmt und für den 17. März die Details ankündigt, dem Tag, an dem der Rat erstmals von ihm ausführlich informiert wurde. Es unterstreicht natürlich die Professionalität der Firma, wenn auch drei Tage nach dem erfolglosen Verstreichen des Termins die Anmeldeseite immer noch nicht aktualisiert wurde.

Auffallend ist weiterhin, daß englandcamp.com keinerlei Hinweise auf bereits veranstaltete Camps bietet, was jeder Veranstalter schon aus dem Blickwinkel der Eigenwerbung tut.

Laut Veranstalter sollen viele friedliche Familien mit Kindern kommen. Sicherlich sind keine Familien mit schulpflichtigen Kindern dabei, denn die Sommerferien beginnen in England je nach County erst zwischen dem 21. und 25. Juli.

Zum Veranstalter:

Die Webseite englandcamp.com wurde auf Richard McCabe eingetragen:

Registrant:
Richard McCabe
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB

Domain name: ENGLANDCAMP.COM

Administrative Contact:
McCabe, Richard
jo@mm-events.co.uk
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB
+4407833717061
Technical Contact:
McCabe, Richard
jo@mm-events.co.uk
12 Orchard Green
Alderley Edge, Cheshire SK9 7DT
GB
+4407833717061

Wendet wir uns der Seite www.mm-events.co.uk zu, so erfahren wir zwar, daß die Mike Marshall Event Agentur Veranstaltungen bei Italia '90, Soccer US '94, Euro '96 und den '92 Olympics in Barcelona durchführte, aber auch daß dies Firmen-Events für 10 bis 500 Personen waren. Nix von einer Speisung der 5 000. Die Weltmeisterschaft ist übrigens nicht im Angebot der Sportereignisse. Ansonsten dreht sich die Seite um Team Bildung, Konferenzen etc..


Mike Marshall Events
Ashbourne House
2 South Park Road
HARROGATE
North Yorkshire
HG1 5QU

T: 01423 529292
F: 01423 529294

Domain name: mm-events.co.uk

Registrant: MM Events

Registrant type: UK Limited Company, (Company number: 4901768)

Addendum: Wie es sich herausstellte, handelt es sich bei der angegebenen E-Mailadresse um die Geschäftsemail von Jo McCabe, der Ehefrau von Richard McCabe.

 

 
Euer Kommentar an Matthias  

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