Wir feiern jetzt mit Pi  Pa Po

im Rathaus ist das halt mal so.

Ungewöhnlich lang und breit behandelte Bürgermeister Otto Himpel die Tagesordnungspunkte der Gemeinderatssitzung vom Montag den 12.02.2001. Den Grund dafür sollte sich dem Berichterstatter und den Zuhörern gegen Ende der Sitzung offenbaren. Zunächst gab der Bürgermeister aus der nicht öffentlichen Sitzung vom 29.01.2001 die Vergabe der Ingenieur- und Architektenleistungen für den Um- und Erweiterungsbau der „Neuen Turnhalle“ bekannt. Für über eine halbe Million Mark wurde der Architekt Herbert Basler mit der Planung des Bauwerks beauftragt. Eine anscheinend im Rat umstrittene Wahl. Herr Basler plante bereits den Turnschopf an der Grundschule Iffezheim. Mit der Planung der Außenanlagen - Kleinspielfeld und Sportplatz - wurde Wolfgang Mink für etwa 150 000 Mark beauftragt. Für das Tragwerk steht das Badener Ingenieurbüro Meisner gerade. Die Elektroplanung übernimmt das Büro Müller aus Rastatt, mit dem in Iffezheim durch seine Arbeit an Grundschule, Bürgerbüro und Aussegnungshalle gute Erfahrung gemacht wurden, so Himpel. Mit der Lüftungs- und Sanitärplanung wurde das Ingenieurbüro Werner Nickel aus Niederbühl beauftragt. Laut Sitzungsvorlage geht die Planung von Gebäudekosten in Höhe von 6,6 Millionen aus. Dazu kommen noch 1,7 Millionen für die Außenanlage und etwa 550 000 Mark für den Einsatz alternativer Energiequellen. Das Gesamtvolumen der Planung beträgt somit 8,9 Millionen Mark. Ende März wird der Gemeinderat Exkursionen nach Malsch und Baden-Baden unternehmen, um sich über den Einsatz alternativer Energiequellen in öffentlichen  Gebäuden vor Ort ein Bild zu machen. Weiterhin teilte der Bürgermeister mit, daß der defekte Trennvorhang im Turnschopf nicht ersetzt werde, da die Kosten von 26 - 30 000 Mark zu hoch seien. Alternativ werde vom Bauhof ein zur Seite verschiebbarer Vorhang installiert, der einen reibungslosen Turnunterricht gewährleisten werde, so Himpel.
Die von den Iffezheimern sehr gut angenommene Grillhütte wird saniert und nicht abgerissen oder neu vermessen so Himpel in Anspielung auf die Situation in Niederbühl. Wie der Bürgermeister aus den Unterlagen der Verwaltung zitierte, war die Grillhütte im Jahr 2000 64 mal vermietet, was Einnahmen von 6 440 Mark entspräche. Diesen ständen 4 000 Mark an Aufwendungen für Strom, Wasser, Grubenentleerung und Bauhoftätigkeiten gegenüber. Über die Jahre -gebaut 1980 von der FWG - hätte die Grillhütte einen ordentlichen Deckungsbeitrag zu den jetzt anstehenden Maßnahmen erwirtschaftet rechnete Otto Himpel vor. Die starke Belegung brächte aber auch eine starke Abnützung mit sich, wodurch die geplanten Maßnahmen unumgänglich würden. Hierzu zählte der Bürgermeister die Sanierung des undichten Daches, die Erneuerung der Beleuchtung, die Sanierung des Kamins, an das zusätzlich ein Heizherd angeschlossen werden soll, die Renovierung der Innenverschalung und den Austausch des Fußbodens sowie den Ersatz des „altersschwachen“ Mobiliars. Auf Nachfrage von Hubert Schneider (CDU), ob die geplanten 15 000 Mark ausreichen würden, erklärte der Bürgermeister, daß noch nicht für alle Gewerke Angebote vorlägen. Der Boden müsse jedoch zügig in Angriff genommen werden. Der Steinbodens, bei dem viele Platten durch das Spalten von Holz gesprungen sind,  wird durch  Industrieparkett ersetzt. Der Auftrag dazu wurde für 9 000 Mark an die  Firma Parkett Hettig in Kuppenheim vergeben.
Weiterhin erklärte der Bürgermeister, daß die Verwaltung angewiesen sei, die Vergabe der Grillhütte restriktiver zu handhaben und die ursprüngliche Intention der Hütte als Veranstaltungsort für 20 bis maximal 30 Personen stärker zu berücksichtigen. Damit solle auch der Lärmbelästigung der Bewohner in den Mattenerlen entgegengewirkt werden. 
Otto Himpel unterrichte den Rat über die Sanierung des Filterrohres des Brunnens II im Oberwald. Das 35 Meter lange Filterrohr wurde 1977/78 noch unter Bürgermeister Albin König eingebracht und wird seit  1980 genutzt. In der Sitzung vom 15.01.2001 wurde beschlossen, dieses Rohr in einer Gemeinschaftsaktion mit den Stadtwerken Baden-Baden zu sanieren. An Hand der von Hauptamtsleiter Thomas Tritsch gezeigten Videoaufnahmen vor und nach der Sanierung konnten sich die Ratsmitglieder von dem sehr guten Erfolg der Maßnahme überzeugen. In diese Maßnahme wurde auch der vier Meter tiefe Brunnen am Sportplatz mit einbezogen. Nach dem Sandstrahlen des dortigen Filterrohrs zeigte sich, daß der untere Teil des um 1960 gesetzten Rohres komplett weggerostet war. Wie Bürgermeister Himpel ausführte, könne die Wasserversorgung Iffezheim in den trockenen Monaten keinen weiteren Großverbraucher unterstützen, wodurch ein Ersatz des Filterrohres unabdingbar sei, da ja gerade in den regenarmen Zeiten der Fußballplatz stark bewässert werden müsse. Der Gemeinderat beschloß daher, 4 000 Mark für das Einsetzen eines dünneren Filterrohres in das vorhandene Filterrohr auszugeben und damit die Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen. Bei der Kamerabefahrung des Sportplatzbrunnes wurde auf der Sole des Brunnes ein Straßenbesen entdeckt. Ob dieser durch den Angelverein oder durch Taucher - wie in Baden-Baden - geborgen werden soll, wurde in der Sitzung nicht beschlossen. Für die Sanierung des Brunnens I im Oberwald läge ein Angebot über 18 000 Mark vor, informierte der Bürgermeister.
Für 380 000 Mark wurde die Firma Kronimus beauftragt, die 2,75 hohe Lärmschutzwand ab dem Ende des Lärmschutzwalles entlang der Kehler Landstraße (B 36) und Badener Straße zu bauen. Entlang der B36 werde eine Marcona-Wand hochgezogen, die von der Gemeinde dann noch zu bepflanzen wäre erläuterte Otto Himpel die Pläne. Diese Wand bestehe, wie der Bürgermeister anhand von Grafiken ausführte, aus halbrunden, versetzt aufeinander gestapelten Pflanztrögen, welche von hinten durch einen Erdwall abgestützt würden. In der Badener Straße würden glatte L-Steine aufgerichtet, auf denen dann die „galoppierenden Pferde“ von Klaus Philipp angebracht würden. Die Wand werde dann in der Schwarzwaldstraße auf Straßenniveau absinken. Wie Himpel ausführte, rühre der günstige Preis daher, daß der Bau für die Fa. Kronimus ein Prestigeobjekt darstelle, da sie dann an ihrem Firmensitz eine Marcona-Wand präsentieren könne.
In diesem Zusammenhang stellte der Bürgermeister die Idee vor, das Wasser, welches sich bei stärkerem Regen an mehreren Stellen des Radweges sammle, über PVC-Rohre in eine neu auszuhebende Mulde auf dem Gelände hinter der Lärmschutzwand zu leiten. Hans-Jörg Oesterle (CDU) wandte sich gegen diesen Vorschlag, da er das gesamte Gelände für spielende Kinder reservieren will. 
Zum Schluß legte der Bürgermeister dar, welche Reparaturen an der Kläranlage in nächster Zukunft auszuführen seien. Durch einen Kurzschluß waren vor kurzem beide Notstromaggregate ausgefallen und die Hebeanlage in der alten Kläranlage dadurch außer Betrieb. Dies führte zu einem Rückstau des Schmutzwassers bis in die Keller der Bach- und Raiffeisenstraße. Um ein solches Malheur in Zukunft zu vermeiden, sei laut Badenwerk ein neuer Schaltschrank in der alten Kläranlage und der Austausch der 20 kV-Leitung zwischen alter und neuer Kläranlage nötig, so Himpel. Den Schaltschrank habe die EnBW für  15 000 Mark und den Austausch der Leitung für 44 000 Mark angeboten. Die Verwaltung werde weitere Angebote einholen und diese dann dem Rat zur Entscheidung vorlegen, erklärte der Bürgermeister.
Kaum hatte der Bürgermeister die öffentliche Sitzung beendet, stürmten die als Hexen verkleidete Frauen der Räte den Saal. (Waarschings hänn nedd alle friir kinnd, weje demm hedd da Oddo auw so longsom gmachd). Im Gepäck hatten sie reichlich Speiß und Trank für die erschöpften Ratsmitglieder. Stellvertretend für alle Ratsfrauen las Erika Himpel den Männern die Leviten. Die Entschuldigung  „Die Sitzung geht halt net so schnell“ wehrte sie ab. Daß die Männer montags so spät (oder gar dienstags früh) nach Hause kämen, läge eher daran, daß sie in der Wirtschaft einige Schoppen tränken. Auch zählte sie die weiteren Ehrenämter auf, welche die Männer von ihren Familien fernhielten. Mit einem versöhnlichen 

Wir wollen heut feiern und froh zusammensitzen.
Legt Eure Akten weg, ihr braucht nimmer schwitzen.

schenkte sie dann von den mitgebrachten Obstlern ein. Als dann Wolfgang Neininger seine Quetschkommode hervorholte und das Iffzer Lied erklang, war es allen egal, ob sie am nächsten Morgen einen schweren Kopf haben werden.
 


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